7 – Der Alltag mit Depressionen

№ 7

Der Alltag mit Depressionen*

⚠️ Triggerwarnung: Suizid

Ordnung halten, die Haftpflichtversicherung oder generell morgens aus dem Bett zu kommen, können zu unglaublichen Hürden im Alltag werden. Wir haben kleine Tipps und Tricks die uns und vielleicht auch euch helfen, besser durch den Tag zu kommen.


Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von mind me – Dem Podcast über die Facetten der Depression. Wir sind Mia und Hannah. Wir wollen nochmal darauf hinweisen, dass wir keinen medizinischen Hintergrund haben und lediglich unsere Erfahrungen und Meinungen teilen. Möchten Betroffenen Mut machen und sie wissen lassen, dass sie nicht alleine sind.

Hannah: Es war gestern noch ein echt stressiger Tag, muss ich sagen und ich bin froh, dass bald Wochenende ist. Da versuche ich dann nochmal ein bisschen zurück zu schrauben. Ihr wisst ja, dass ich immer ein bisschen gestresst bin. Wie war es denn bei dir so die letzten Tage?

Mia: Äh, ich war auch ein wenig gestresst die letzten Tage. Vor allem gab es dann auch privat, im familiären Bereich nicht so gute Neuigkeiten. Obendrauf kommt, dass ich wieder Probleme mit der Pille habe. Ich habe ja in einer früheren Folge erzählt, dass ich den Verdacht auf Endometriose habe und deswegen die Pille durchnehme, dass ich keine Periode mehr kriege. Ja, das ging eine ganze Zeit gut und jetzt habe ich auf einmal wieder praktisch meine Tage, mit genau den gleichen Symptomen, die ich vorher auch hatte, Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Schmerzen und so weiter, nur alles weniger. Ich checke es einfach nicht. Ich habe keinen Bock mehr.

Hannah: Du hast ja auch nichts geändert, oder?

Mia: Nö, alles ist beim Gleichen. Ich habe die kein einziges Mal vergessen. Ich nehme sie immer morgens. Es ist einfach nur nervig.

Hannah: Hast du momentan ein bisschen mehr Stress als sonst?

Mia: Also im Allgemeinen ist die Gesamtsituation gerade ziemlich scheiße bei mir. (Gelächter)

Hannah: Yeah!

Mia: Aber das liegt an Corona und alles, was das mit sich zieht. Also das habe ich jetzt schon ein bisschen länger. Dass ich in einem Job feststecke, auf den ich jetzt eigentlich nicht so viel Lust habe. Ja, die Vorlesung alle online, kaum soziale Kontakte. Es ist schon ein wenig länger so.

Hannah: Ja. Wenn du mal so eine stressige Phase hast, verschlimmert das ja auch vieles, das wäre jetzt meine einzige Idee zur Pillensituation gewesen. Vielleicht liegt das ja auch daran, dass du jetzt mehr Stress hast und dein Körper reagiert total drauf. Du bist ja auch in der Klausurenphase, oder nicht mehr?

Mia: Nicht mehr. Also das neue Semester hat jetzt angefangen.

Hannah: Ja, aber vielleicht war das auch so ein bisschen der Stressauslöser? Ich weiß nicht. Aber sonst, geh zum Arzt und frag sonst nochmal.

Mia: Ja, ich habe auch in zwei Wochen einen Termin. Da frage ich sie mal was abgeht. Mal schauen, keinen Plan. Ich bin genervt.

Hannah: Ja, das glaube ich dir. Ich bin übrigens auch morgen beim Arzt. Ich habe eine Sonografie, also das ist ein Ultraschall von meinem Bauch.

Mia: Ich wollte gerade fragen, weil erkläre uns dies.

Hannah: Ich dachte auch so, „Wow, eine Sonografie, klingt alles super spannend.“ Dann habe ich gegoogelt.

Mia: Voll.

Hannah: Es ist nur ein Ultraschall.

Mia: Hä, aber hat der Arzt dir Sonografie gesagt und nicht gesagt, dass es ein Ultraschall ist?

Hannah: Ja. Er dachte vielleicht ich bin hochintellektuell, was jetzt nicht der Fall war, aber… (Gelächter) Ne, aber einfach vom Magen, weil wisst ihr ja auch alles. Ihr kennt uns jetzt schon ein bisschen. Mit meinen Magen und Darm Problemen. Da möchte er einfach nochmal gucken und ein Blutbild wird besprochen, bin ich schon ganz heiß drauf, wie immer.

Mia: Achso! Warte mal ganz kurz, habe ich dir eigentlich die Ergebnisse von meinem Blutbild genannt?

Hannah: Ja, dass die gut waren.

Mia: Ja, genau. Alles super, nur Eisen. Also Eisen ist auch noch im guten Bereich, aber ein wenig niedriger. Aber alles trotzdem noch Tuttifrutti.

Hannah: Ja, aber da kann man ja auch was machen. Das ist doch gut. Ja, das freut mich.

Mia: He He. Bin ich auch mal gespannt, was bei dir rauskommt.

Hannah: Ja. Tod. Klinisch Tod. Naja. (Gelächter) Eigentlich sind wir doch dann schon direkt bei unserem Thema, oder? Also wir reden ja quasi schon direkt über unser Thema, oder?

Mia: Genau. Also wir möchten heute mit euch über den Alltag reden, über die Probleme die da auftauchen können. Was uns so im Alltag schwerfällt, was uns da belastet. Ihr wisst oder kennt es vielleicht auch, dass wenn man psychisch vorbelastet ist, dass schon kleine Sachen schwerfallen können..

Hannah: Und riesengroß wirken.

Mia: Ja genau und da wollen wir heute einfach mal mit euch reden. Was uns so schwerfällt im Alltag und uns einfach ein bisschen austauschen.

Hannah: Ja und vor allem Dingen auch, was wir so für Tipps und Tricks haben, weil wir leben da jetzt auch schon ein paar Tage damit. Wir gehören ja schon zu den alten Hasen was psychische Belastungen angeht und ich denke, da haben wir uns so das ein oder andere Wissen aufgebaut und teilen das natürlich gerne.

Mia: Total.

Hannah: Und wir haben auch wieder ganz witzige Unterschiede festgestellt. (Gelächter) Deswegen wird es, glaube ich, noch lustiger.

Mia: Wir besprechen natürlich immer, worüber wir reden wollen und schreiben uns dann jeweils selber ein Skript. Bevor wir das aufnehmen, besprechen wir das nur einmal ganz fix durch, keine Einzelheiten. Möchten nur nicht, dass wir da große Überscheidungen haben und euch die doppelte Ladung an gleichen Tipps geben. Jetzt haben wir gerade ausgetauscht… (Gelächter)
Hannah: …und es ist einfach original total verschieden. Also wirklich null Überschneidung.

Mia: Mega lustig.

Hannah: Ja, aber vielleicht werden wir das im Laufe der Folge noch die ein oder andere Überschneidung feststellen. Man weiß ja nie.

Mia: Ja, mal schauen. Funny.

Hannah: Ja, bin ich auch gespannt. Ich fange mal an. Was ist denn das größte Problem für dich im Alltag? Du pickst dir jetzt einen beliebigen Tag raus. Was fällt dir daran schwer?

Mia: Ordnung halten, zu 100%. Es gibt nichts, was mir so schwerfällt, wie Ordnung halten. Wenn es mir schlecht geht. Wenn es mir gut geht, dann schaffe ich das, dann ist meine Wohnung so, dass jederzeit jemand zu Besuch kommen kann. Aber wenn ich psychisch ein bisschen angeknackst bin, mmh, dann eher nicht.

Hannah: Was ist denn da das Problem? Also liegen da Klamotten rum, oder… Also wir wissen ja alle, dass du deine Brote mit Löffeln schmierst, weil du keine Lust hast abzuwaschen. Aber was fällt da noch so an? (Gelächter)

Mia: Da liegen jetzt beispielsweise Kartons auf dem Boden verteilt und auch der Inhalt. Dann fällt es mir schwer, Sachen, die ich benutzt habe, wieder zurückzustellen, das heißt mein Schreibtisch ist immer voll mit irgendeinem Kram.

Hannah: Mein Ordnungszwang reagiert.

Mia: Ja. Also wenn ich jetzt mal so um mich rumgucke, hier steht ein leeres Glas, bis eben standen hier noch mehrere, bevor ich es weggeräumt habe, dann natürlich unser Skript, ein paar kreativ Aufgaben, so vom Häkeln, Sachen von der Uni, Salben, irgendwas gegen Pickel, Haut-Desinfektionsmittel, Augentropfen, alles. Es liegt alles rum. Ja mir fällt es schwer Sachen direkt wieder zurück zu räumen.

Hannah: Also erst möchte ich kurz sagen, schön das du noch einen Platz für dein Mikrofonständer gefunden hast. Es freut mich. (Gelächter) Ohne den würden wir jetzt hier nicht sitzen.

Mia: Ja. Was ist bei dir so das, was dir am schwersten fällt?

Hannah: Ich muss ehrlich sagen, es variiert so ein bisschen, es kommt immer auf die Situation an, aber ich glaube das schwierigste ist, wenn ich weiß, ich habe soziale Treffen und das passiert im Alltag ja öfter. Sei es, wenn man jemanden auf der Straße trifft, den man kennt oder man verabredet sich mit jemandem.

Klar, passiert nicht so oft momentan, aber es ist ganz schrecklich. Also, klar, das gehört jetzt auch nochmal zur meiner Angststörung dazu, deswegen will ich jetzt auch gar nicht so tief da einsteigen, aber das ist so mein Hauptproblem, da kriege ich echt Angst.

Mia: Aber auch wenn du dich jetzt mit guten Freunden triffst oder nur bei Bekannten, oder?

Hannah: Auch tatsächlich manchmal mit guten Freunden. Einfach weil ich auch Angst habe, „Oh vielleicht mögen die mich ja doch gar nicht so gerne.“ oder was ist, wenn uns doch das Thema ausgeht oder was ist, wenn die mein Wasser nicht mag oder sowas. Also das passiert auch, ja.

Mia: Okay. Bei mir auch?

Hannah: Ja, manchmal.
Mia: Echt? Why?

Hannah: Weiß ich nicht, frag meine Angststörung.

Mia: Ja gut, ich hatte eine Panikattacke als du hier zu Besuch warst, also..

Hannah: Ja, einmal da und dann in dem anderen Urlaub nochmal (Gelächter) Ne, also ich weiß nicht. Ich kann dir das gar nicht sagen. Oft habe ich Angst, mich selber zu stressen. Ich gehe wahrscheinlich schon so mit dem Gedanken rein, „Ich darf mich nicht stressen.“ und dann passiert es trotzdem. Oder was ist, wenn es mir auch wieder mal nicht gut geht, wie reagiere ich dann? Ich habe dann einfach ganz viel Ängste, so richtig nervig ist das.

Mia: Ja, ja, glaube ich dir.

Hannah: Ja, was folgt denn bei dir danach? Da bin ich auch mal gespannt.

Mia: Ja, also Ordnung ist natürlich so ein Riesen-Punkt, da umfasse ich auch so was wie Bett beziehen oder saugen und so weiter mit rein. Das andere ist, mich zu motivieren, aufzustehen, mich nicht nochmal zurück ins Bett zu legen, sowas in die Richtung. Also, ich muss sagen, das ist jetzt besser geworden, einfach weil ich hier ein Hochbett habe und dann ist die Schwelle ein bisschen höher ist da hochzuspringen. Also Wort wörtlich, die Schwelle ist höher. (Gelächter)

Hannah: Stimmt, ja. Habe ich noch nie so drüber nachgedacht.

Mia: Ja, aber so Motivation und mich aufraffen ist auch kritisch bei mir.

Hannah: Was ich so lustig finde, eigentlich redest du gerade mit der Person, die dir da echt gut helfen könnte. Ich könnte dir da echt gute Tipps zu geben.

Mia: Da bin ich mal gespannt. Ich habe mir auch meine Tipps aufgeschrieben und da kommen wir dann wahrscheinlich am Ende zu. Erzähl mir mehr von dir.

Hannah: Ich habe tatsächlich so ein paar mehr Punkte. Oft sind es auch die kleine Sachen, die mir schwerfallen. Also es fängt auch wirklich beim Sachen erledigen an, die man so machen muss, wenn man alleine lebt. Sei es die Haftpflichtversicherung raussuchen oder einkaufen.

Mia: Was genau fällt dir da schwer? Also dich aufzuraffen oder das Einkaufen an sich?

Hannah: Es fällt mir schon schwer, die Einkaufsliste vorzubereiten, weil ich mir denke, „Ich muss ja kochen und was essen im Alltag. Und was esse und koche ich dann?“ Und das ist schon so ein Stress für mich. Also da denke ich mir, „Ach du scheiße. Ich muss voll drüber nachdenken.“ Auf jeden Fall habe ich da Angst vor dieser Menge. Ich habe Angst vor dem Bezahlvorgang, „Habe ich meine Karte noch dabei?“ Aber ich glaube, das größte Problem ist einfach, dass ich mir eine Einkaufsliste machen muss und dass ich im Laden dann nicht zu Süßigkeiten greife, weil du weißt ja, dass ich so ein bisschen Probleme mit Essen habe, wo wir ja auch nochmal eine Folge zu machen wollten und deswegen fällt es mir einfach irgendwie schwer.

Was mir auch noch schwerfällt, ist mich zu entspannen. Also wirklich extrem. Also man denkt zwar, „Wieso kannst du dich nicht entspannen?“

Mia: (Gelächter) Ey, ich könnte mich 24/7 entspannen.

Hannah: Ja, es ist echt lustig. Ich kann mich nicht entspannen. Also, es fällt mir unglaublich schwer. Wenn ich dann mal auf der Couch sitze, dann denke ich mir, „Ja, aber ich kann jetzt nicht einfach hier rumsitzen“ Dann muss ich den Fernseher anmachen, dann muss ich gleichzeitig mein Handy anmachen und da was gucken, dann muss ich gleichzeitig gefühlt noch Musik anmachen. Und dann denke ich mir, „Ah, ne, aber ich muss jetzt noch was Produktives machen. Ich kann ja noch spazieren oder komm, ich sauge mal.“ Andauernd unter Strom.

Mia: Aber das sind dann nicht Aufgaben, die du dir für den Tag vorgenommen hast, sondern das sind dann einfach Dinge, die dir so in den Kopf kommen, wie jetzt zum Beispiel Staubsaugen, obwohl deine Wohnung eigentlich sauber ist?

Hannah: Ja, genau, das ist dann einfach so ein bisschen das Ablenkungsmanöver vom Entspannen, weil es mir so schwer fällt. War auch ein großes Thema während meiner Therapie. Ein weiteres Problem ist, wie gerade auch schon angeschnitten, das mit dem Essen. Ich kann manchmal nicht aufhören zu essen und das ist auch ein echtes Problem im Alltag, weil wenn ich was koche, dann muss ich das auch immer abwiegen, weil ich mir sonst gerne zu viel mache. Und ich höre nicht auf zu essen und ich suche meine ganzen Lebensmittel zusammen und fange an zu essen. Ich muss sagen, das belastet meinen Alltag tatsächlich sehr sogar und da muss ich mir auch noch was mir zu überlegen. Wird momentan auch wieder ein bisschen schlimmer. Ich denke, das liegt auch an der Situation.

Jetzt habe ich noch zwei Punkte. Eins davon findest du lustig und das andere ist das genaue Gegenteil von dir, damit fange ich mal an. Also ich hasse Unordnung in meiner Wohnung. Ich kann es nicht ertragen. Das hatten wir auch letzte Folge, aber ich finde es so schrecklich. Ich kann dann auch nichts tun, ich denke mir, „Bevor ich jetzt was mache, muss ich unbedingt aufräumen.“ und wenn ich sehe, dass irgendwas unordentlich ist, dann habe ich auch das Gefühl, wie schon gesagt, „Ich darf mich nicht entspannen.“ Es fällt mir einfach schwer, die Unordnung auszuhalten obwohl es natürlich in jedem Haushalt auch mal unordentlich sein darf.

Mia: Aber das habe ich tatsächlich auch so ein bisschen, wenn es mir gut geht. Also wen ich meine Wohnung rein und ordentlich halte, dann stört es mich, auch wenn mein Schreibtisch voll steht mit irgendwas und dann ändere ich das auch. Aber ich bin gerade in der anderen Phase. Ich habe ja gerade beschrieben, was hier alles um mich rumsteht, da juckt es mich nicht mehr. Aber, aber es ist abgespült! Messer habe ich noch.

Hannah: Oh, das ist gut. (Gelächter) Bei mir ist es eher andersherum. Wenn es mir gut geht, dann stört es mich nicht, wenn mal was rumliegt, weil ich mir denke, „Das ist ja auch normal.“

Mia: Ja, ist es ja auch.

„Ich habe total Angst vor dem Geräusch der Türklingel!“

Hannah

Hannah: Von daher ist es echt lustig. Ja und das nächste ist, die Angst vor der Klingel, also vor der Türklingel. Natürlich klingelt es bei jedem mal, es kommt ein Paket, es kommt der Nachbar oder irgendjemand den du kennst, kommt und klingelt. Meine Güte sind das viele „K’s“.

Ich kriege dann erstmal so eine Herzattacke. Boah, also ich kann das gar nicht beschreiben. Also in mir löst sich richtig mein Körper so langsam auf, es ist ein richtig komisches Gefühl und dann kann ich mich auch erstmal für eine kurze Zeit nicht mehr beruhigen.

Mia: Machst du denn dann die Tür auf oder ignorierst du das?

Hannah: Es kommt darauf an. Also eigentlich mache ich meistens die Tür auf, zu 90%, weil ich ja auch wissen will, wer das ist. Wenn ich nämlich nicht die Tür aufmache, dann weiß ich nicht wer das ist und dann lässt mich der Gedanke nicht mehr los.

Mia: Ah, dann löst sich die Spannung gar nicht erst wieder.

Hannah: Ne, die löst sich so erst mal nicht. Aber ich weiß, woran es liegt. Damals wo ich diese ganz schlimme depressive Episode hatte, wo es mir unglaublich schlecht ging und ich nicht mehr aus dem Bett rausgekommen bin, war meine Wohnung zugemüllt, da war es schlimm. Da konnte man noch nicht mal durch meine Wohnung durchgehen. Ich konnte kaum noch die Tür öffnen.

Mia: Ja, kenne ich.

Hannah: Da hat es geklingelt, öfter mal. Auch Freunde von mir haben geklingelt, wollten wahrscheinlich wissen, ob ich noch lebe und ich war immer in diesem Halbschlaf, weil ich habe ja quasi nichts anderes gemacht. Das hat mich so aufgeschreckt immer, jedes Mal aufs neue, dass ich, glaube ich, so eine richtige Angst entwickelt habe. Ich müsste wahrscheinlich auch mal so konfrontiert werden (Gelächter) Das Geräusch kann ich aber nicht nur bei mir nicht ertragen, auch bei Freunden, bei meinen Eltern oder in einem Film ist die Klingel schlimm. Wow, dann ich bin erstmal raus.

Mia: Echt? Krass!

Hannah: Ja, es ist ganz schlimm. Ich kann auch jetzt gut damit leben, aber weil es auch nicht so oft klingelt und ich bitte auch meistens meine Freunde Bescheid zu sagen oder sowas. Damit ich es einfach nicht hören muss, aber ich versuche mich ja natürlich auch in die Situation öfter rein zu drängen. Ja und vielleicht komme ich irgendwann davon los, wer weiß.

Mia: Vielleicht kannst du dir so eine Türklingel beschaffen, die so…

Hannah: Die singt oder so?

Mia: Ja man, die nicht nur so dingdong macht, sondern so irgendeinen Sound. (Gelächter) Ey, ich kann dir gerne was aufnehmen.

Hannah: Ja, das habe ich mir gedacht. Also ich werde dich vielleicht noch irgendwann fragen.

Tue das was du gerade machst, isst oder anfasst mal ganz bewusst. Wie sieht dein Essen aus, wie fühlt es sich an? Wie sieht deine Umgebung aus? Nimm dir ganz bewusst die Zeit und lass es auf dich wirken.

Reminder | mind me

Hannah: Aber ist ja auch ganz lustig, wir beide haben jetzt einige Alltagsbereiche abgedeckt. Es fängt bei dem Aufstehen bei dir an.

Mia: Ja, genau.

Hannah: Dann Frühstück, da habe ich dann Probleme aufzuhören mit dem Essen. Jeder Mensch muss einkaufen, jeder Mensch hat mal ein soziales Treffen, jeder Mensch muss aufräumen und jeder Mensch muss auch mal…

Mia: Und sich motivieren, zu allem.

Hannah: Genau, sich motivieren oder hat eine Haftpflichtversicherung, um die er sich kümmern muss oder die Stromversorgung und so weiter. Das sind alles Dinge, die einem schon echt zur Last fallen können. Obwohl die so klein wirken.

Mia: Ja. Aber guck mal, wenn man, jetzt wirklich so viele „kleine Probleme“ hat, das ist ja am Ende schon ein Batzen, ne. Also wenn man das alles zusammen rechnet, dann hat man täglich schon viel dran zu knabbern.

Hannah: Ja, finde ich auch, aber das gute ist ja, wir haben ja Tipps und Tricks für euch.

Mia: Oh, yes, so ein paar Sachen. Wir machen uns natürlich auch immer total die Gedanken und jeder von uns hat sich aufgeschrieben, was uns in den Situationen hilft.

Hannah: Ja. Wir wollen euch Mehrwert bieten, während wir beide auch voneinander lernen. Du gibst mir auch Tipps und Anregungen. Andersrum ist es wahrscheinlich auch so und deswegen ist es doch eine ganz coole Runde hier.

Mia: Ja und wenn ihr irgendwie Tipps oder Anregungen zu den besprochenen Themen habt, könnt ihr euch natürlich jederzeit bei uns melden. Da würden wir uns sehr drüber freuen.

Also ich würde dann einfach mal anfangen mit den Tipps zum Thema Aufstehen: Was mir jetzt zum Beispiel schon sehr hilft ist, dass ich das Hochbett habe. In meiner alten Wohnung hatte ich das nicht und da war die Schwelle viel niedriger, dass ich mich dann einfach mal wieder zurücklege und dann einfach länger Zeit im Bett liegen bleibe. Morgens mache ich das zum Beispiel so, dass ich meinen Wecker auf meinen Schreibtisch stelle, sodass ich gezwungen bin aufzustehen. Und da muss man sich natürlich dann auch bemühen, dass man danach ins Bad geht und sich fertig macht und sich dann nicht wieder zurück ins Bett schmeißt, ganz klar. Bei mir ist es zum Beispiel so, wenn ich morgens aufwache und total müde bin, dann bin ich den Tag aber über wach.

Das Thema Abend einzuschlafen ist auch sehr wichtig. Ich habe für mich bemerkt, dass wenn ich abends zu lange am Display bin, ich überhaupt nicht gut einschlafen kann und auch einen unruhigen Schlaf habe. Daher mache ich abends mein Handy in den Flugmodus und lese oder mache etwas Kreatives damit ich viel entspannter schlafen kann.

Was auch wichtig ist, dass man sich morgens nicht sofort in den Alltag stürzt, auf den man vielleicht gar keinen Bock hat, sondern entspannt in den Tag startet. Gemütlich Frühstück, sich ein bisschen Zeit nimmt und nicht so hektisch in den Tag rein startet. Falls man Spaß daran hat, kann man gerne morgens spazieren gehen oder Sport machen (aber nur, wenn es einen wirklich happy macht). Einfach schöner in den Tag starten mit nicht so viel Stress.

Hannah: Sehe ich auch so, Antistress-Gang. Ich habe da auch noch was zu sagen. Denn ich hatte mal eine App auf dem Handy, ich weiß jetzt leider nicht mehr wie die heißt, die ein besonderer Wecker war. Um den Wecker auszumachen, musste ich ein Foto von meinem Badezimmerwaschbecken machen. Damit ich direkt im Badezimmer bin.

Ich konnte das vorher natürlich einstellen, dann habe ich als Einstellung das Bild von meinem Badezimmerwaschbecken genommen. Jeden Morgen musste ich aufstehen und dieses Badezimmerwaschbecken fotografieren und erst dann ist die laute Musik ausgegangen.

Mia: Das finde ich cool.

Hannah: Ja, also das ist vielleicht auch eine Alternative zu deinem Schreibtisch-Tipp. Da muss man ja aufstehen oder du hörst die ganze Zeit richtig laut Musik.

Ein anderes Thema beim Aufstehen: Ich drücke nie auf Snooze.

Mia: Ich liebe das Wort snooze.

Hannah: Snooze ist so sanft, aber ich lispel’ so ein bisschen und deswegen… 

Beide: Snooze.

Hannah: Aber direkt aufstehen. Also wirklich, ich stehe dann manchmal richtig schlaftrunken auf, aber ich stehe. Meistens mache ich mir dann noch Musik an, wie du schon sagtest, so ein bisschen happy in den Tag starten. Ich denke, das könnte einfach mal ein erster Ansatz sein, dass man da so ein bisschen probiert.

Mia: Genau, dass man sich den Tag in den Start schön gestaltet.

Hannah: Den Tag in den Start? (Gelächter) Ist das dein Ernst? Ist das jede Folge so das…

Mia: Aah!

Hannah: Da irgendwas kommt von dir? (Gelächter)

Mia: Es ist mir nicht mal aufgefallen, dieses Mal.

Hannah: Also, vielleicht habe ich mich auch verhört, aber wir werden es ja sehen.

Mia: Ja, dass man sich den Start in den Tag, meine ich natürlich, so angenehm wie möglich macht und ja, sich nicht direkt irgendwie den Stress auflädt, der einem vielleicht…

Hannah: Bevorsteht.

Mia: Ja genau. Danke das du meinen Satz gerettet hast. Ich wusste nicht, wie ich den beenden sollte. (Gelächter)

Hannah: Ja, du haspelst so ein bisschen. Du stockelst hin und her, von daher dachte ich…

Mia: Ja, ich glaube, ich bin ein bisschen hibbelig vom Energy.

Hannah: Oh. Vielleicht solltest du es mal lassen.

Mia: Oh nein werde ich definitiv nicht. (Gelächter)

Hannah: Kann ich verstehen. Ich habe Rote Beete Saft, ist auch nicht so toll, aber naja egal. Hast du noch einen Tipp für uns?

Mia: Ja, zum Thema Ordnung halten, woran ich mich auch versuche zu orientieren. Mal klappt es besser, mal klappt es weniger gut. Jeden Tag ein bisschen! Da kann es auch schon sein, dass man an dem einen Tag sich ums Badezimmer kümmert, am nächsten Tag um die Küchenzeile, am Tag darauf vielleicht saugt und den Tag darauf wischt, das man sich das einfach ein bisschen aufteilt und man nicht direkt den Zwang verspürt, alles Tipitoppi zu machen.

Was mir da zum Beispiel auch total hilft sind sehr, sehr ausführliche To-do-Listen, wenn ich mir jetzt vornehme meine Wohnung aufzuräumen, dann schreibe ich auf meine To-do-Liste nicht, Wohnung putzen und den Müll rausbringen, sondern ich schreibe mir zum Beispiel auf:

  • Bad aufräumen
  • Bad putzen
  • Küche aufräumen
  • Küchenzeile abwischen
  • Saugen
  • Nass wischen
  • Fenster putzen
  • NICHT: Müll rausbringen. SONDERN: Glas zum Glascontainer bringen

Das gibt mir immer viel mehr Motivation. Wenn du jetzt zum Beispiel sagst, du putzt deine Wohnung und schreibst dir das als einen großen Batzen auf.

Hannah: Wie deprimierend.

Mia: Ja, weil wenn du dann zu Beispiel nur zur Hälfte fertig wirst, dann kannst du es ja nicht durchstreichen und wenn du die Hälfte gemacht hast, dann kannst du auf meiner To-do-Liste schon die Hälfte wegstreichen und es fühlt sich einfach super an. Auch wenn du vielleicht nicht die komplette Wohnung geschafft hast, siehst du wie weit du gekommen bist.

Hannah: Und das sind kleine Erfolgserlebnisse.

Mia: Ja, genau. Das mache ich generell mit To-do-Listen, dass ich mir die Sachen wirklich klitzeklein aufschreibe und dann sehe, „Hey du hast heute viel geschafft.“

Hannah: Ja, das finde ich eigentlich auch ganz cool. Das habe ich früher auch gemacht und das hat mir tatsächlich auch oft geholfen.

Habe jetzt noch zwei Tipps für dich bzw. euch. Ich mache das so, dass wenn ich etwas mache, ich habe zum Beispiel jetzt gerade gekocht und ich muss abspülen. Ich habe einen Topf und eine Pfanne, der Topf ist schon fertig, den habe ich schon in die Spüle gestellt und in der Pfanne brutzelt noch irgendwie was. Dann wasche ich den Topf schon mal währenddessen ab, stelle ihn wieder weg. Dann habe ich die Zeit gut genutzt und wische schon mal die Arbeitsfläche. Mittlerweile hat sich das sehr etabliert.

Mia: Das ist gut.

Hannah: Ich will jetzt nicht sagen, „Mach das.“, aber ich finde, man kann es mal probieren oder sei es jetzt auch nur, beim Kochen, wenn du was schneidest, danach wischst du einmal über die Arbeitsfläche. Man kann ja mit ganz, ganz kleinen Babysteps anfangen.

Mia: Genau.

Hannah: Zweiter Tipp, der ist sogar eigentlich ganz cool, der passt nämlich auch zu einem Tipp, den ich hatte, das mit meinem Essen oder mit diesem aufhören zu essen. Was echt cool ist, so Motivationsvideos. Kennst du bestimmt, oder? Also dass du dir dann zum Beispiel…

Mia: Nein, nein.

Hannah: Nein?

Mia: Bin ich nicht so der Fan von.

Hannah: Ne? Okay.

Mia: Ne.

Hannah: Ich erzähle kurz und dann kannst du ja kurz sagen, was…

Mia: Ja, ja, voll, voll.

Hannah: Ich gucke mir dann gerne Motivationsvideos an im Sinne von, weiß ich nicht, gerade beim Essen, irgendwie eine Sportroutine, die man macht oder so.

Mia: Ah! Das meinst du okay. Sorry.

Hannah: So eine Sportroutine und das bewegt mich dann irgendwie jetzt, aufzuhören zu essen oder einfach mich abzulenken. Ich finde das für mich persönlich sehr effektiv. Beim Aufräumen kann das vielleicht auch so sein. Jemand zeigt wie er was bastelt und das in seiner Wohnung aufhängt oder so. Das motiviert dich irgendwie und du willst deine Wohnung ein bisschen aufhübschen. Ich weiß nicht, sowas vielleicht.

Mia: Ich habe gerade original an so Motivationsreden gedacht.

Hannah: Nein.

Mia: Und da dachte ich mir so, „Nope, da bin ich raus.“ Also jedem das Seine, ne. Wenn es einer Person guttut dann, natürlich nicht darauf verzichten, klar. Aber ich habe einfach gemerkt, dass mir das nichts bringt und ich dachte gerade, dass du darauf hinaus willst.

Hannah: Auf gar keinen Fall. Also nicht Motivationsreden von im Sinne von, da steht jemand und redet und sagt, „Oh, das ist so toll!“ Das kann ich mir auch nicht anhören, sondern einfach so das jemand auch Sachen aus dem Alltag macht und die vielleicht mal zeigt oder so wie wir jetzt darüber reden. Vielleicht bewegt das auch den ein oder anderen seine Küche durch zu wischen, man weiß ja nicht.

Mia: Ich habe tatsächlich auch noch einen Tipp, und zwar auch zum Thema abspülen und so weiter. Einfach Abends bevor man ins Bett geht oder bevor man sich zur Ruhe setzt, es muss ja jetzt nicht unbedingt sein ins Bett zu gehen, sondern sich zu entspannen. Vorher einfach bei der Küche alles abspülen, was da in dem Spülbecken steht. Das habe ich eine Zeit lang auch gemacht, als es mir tippitoppi ging und es war echt super. Du bist dann morgens aufgestanden und musstest nicht erst dir irgendwas abspülen, um dir Frühstück zu machen.

Hannah: Das stimmt, das ist ein gutes Gefühl, aber wir gehen ja davon aus, dass es uns mal schlecht geht und da müssen wir den Alltag ja auch irgendwie bestreiten.

Mia: Ja, aber vielleicht hilft es ja auch Leuten, denen es schlecht geht, dann Abends nochmal ein bisschen was abzuspülen.

Hannah: Vielleicht kann man ja auch abspülen und dabei Musik hören, seine Lieblingsmusik und sagt, „Ich spüle jetzt so lange ab, bis der eine Song vorbei ist.“ , oder so und dann hat man ja auch schon ein bisschen was. Man muss ja auch nicht wirklich alles abspülen.

Mia: Ne, step by step.

Hannah: Aber man kann… Ja genau step by step, das ist genau das Richtige.

Mia: Oder, was ich mir auch öfter gesagt habe, wenn ich jetzt zum Beispiel irgendwas mache ,„Okay, in einer viertel stunde, jetzt keine Ahnung, um Punkt 14 Uhr, spülst du ab.“

Hannah: Hat das geklappt?

Mia: Ja. Ich mache das teilweise auch so, dass ich das abwechsele, dass ich sage, „Okay, ich häkel’ gerne.“ Dann häkel’ ich jetzt erst mal eine Viertelstunde, danach mache ich das Bad sauber oder räume das Bad auf. Dann kann ich wieder ein bisschen häkeln und danach fange ich mit der Küche an. Es geht natürlich nur, wenn man genügend Zeit hat und dass man das auch wirklich so abwechselnd machen kann. Das zum Beispiel hilft mich auch ein bisschen, dass ich nicht durchgehend mehrere Stunden, mich um meine Wohnung kümmere. Sondern alles step by step und zwischendurch auch was Spaßiges einschiebe.

Was mir damals mein Therapeut auch empfohlen hat ist, sich generell einen festen Tagesplan zu schreiben. Sich alles aufzuschreiben, wann man, was genau machen möchte.

Was natürlich auch zur guten Laune hin zusteuert, ist natürlich auch mal frische Luft oder einfach mal um den Block spazieren gehen. Es muss ja jetzt keine 30 Kilometer Fußmarsch sein, es reicht ja auch einmal zehn Minuten um den Block oder auch einfach mal die Wohnung zu lüften. Das mache ich auch super gerne vor dem Schlafen, Balkontür aufreißen und morgens nach dem Aufstehen auch, dass einfach frische Luft da ist.

Hannah: Seid ihr eigentlich Menschen, die „Balkoon“ sagen oder „Balkong“? Also ich bin nämlich eher der Mensch der „Balkong“ sagt. Bei Mia ist es scheinbar eher der „Balkoon“.

Mia: Habe ich gerade „Balkoon“ gesagt?

Hannah: Ja.

Mia: „Balkong.“ ABER mein Tipp des Tages: Frag nach Hilfe. Ja, frag nach Hilfe. Also wirklich, wenn dir alles über den Kopf wächst, du muss das nicht alleine durchstehen. Du hast zu 100% jemanden in deinem engeren Umfeld, egal ob es jetzt familiär ist oder Freunde, Bekannte, die helfen dir. Es ist egal, ob es jetzt beim Einkaufen ist oder beim Aufräumen. Ich hatte damals zum Beispiel auch, als es mir wirklich sehr, sehr, sehr schlecht ging, Leute in meinem Umfeld, die mir die Hilfe selber angeboten haben.

Hannah: Mega nett, ja.

Mia: Ja total und wirklich, du bist nicht alleine. Du hast immer jemanden, der dir hilft, auf jeden Fall.

Hannah: Ja, sei es auch nur der Nachbar. Ich habe so nette Nachbarn, die mir Sachen ausleihen, einfach unglaublich hilfsbereit, weil ich es selber nicht habe oder nicht konnte. Das ist echt schön.

Mia: Und das ist auch überhaupt nicht schwach, wenn man nach Hilfe fragt. Manche Sachen kann man einfach nicht alleine und wenn man sich…

Hannah: Es ist menschlich.

Mia: Genau und wenn man sich dann am Anfang Hilfe holt, vielleicht hat man da am Anfang hier und da noch ein bisschen Hilfe und irgendwann schafft man es dann alleine. Es ist wirklich keine Schande nach Hilfe zu fragen, absolut nicht.

Hannah: Ne. Ich frage auch ungern nach Hilfe. Also wirklich ganz ungern, das weißt du glaube ich auch.
Aber das mit dem Einkaufen, da habe ich auch nach Hilfe gefragt. Meine Mutter hat gesagt, „Ich komme jeden Mittwoch bei dir vorbei und bringe dir Einkäufe.“, weil ich habe ihr gesagt, ich kann es nicht, ich weiß nicht, was ich machen soll. Sie hilft also, obwohl ich Angst davor hatte nachzufragen. Manchmal hat man vor Sachen Angst, wo man eigentlich gar keine Angst vor haben muss und das merkt man dann erst im Nachhinein.

Mia: Ja. Was mir immer mega gut hilft, egal in welcher Situation, ist Perspektivenwechsel. Beispielsweise habe ich Angst vor Ablehnung und bestimmten Situationen und wenn ich mir dann diese bestimmte Situation umdrehe, dann ist es für mich gar nicht mehr so schlimm. So natürlich, das braucht Übung und es braucht seine Zeit, aber vielleicht hilft es euch auch wie es mir geholfen hat.

Hannah: Um das jetzt mit meinem Beispiel auch nochmal zu sagen, also ich würde auch jedem, der mich um Hilfe beim einkaufen bittet, sofort helfen. Dann würde ich meine Hilfe auch anbieten und nie etwas Schlechtes über die Person denken. Also wir gehen hier jetzt mal nicht von ausnutzen oder so aus, aber ich würde mir da überhaupt keine Gedanken drüber machen. Ich würde sogar denken, „Wow, krass. Voll cool. Er fragt sogar nach Hilfe, das hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut.“, sowas.

Mia: Oder wenn ihr vielleicht jemanden in eurem Umfeld habt, der am strugglen ist, mit bestimmten Situationen, dann könntet ihr ja vielleicht auch eure Hilfe anbieten, so fern es euch möglich ist. Da wird sich die andere Person vielleicht auch freuen und am Anfang wird sie es eventuell ablehnen, aber wenn man das immer mal wieder anbietet. So, „Hey ich kann dir doch helfen.“, irgendwann wird sie es vielleicht annehmen. Auch einfach nur zu fragen, dass man gesehen wird.

Hannah: Hilft schon.

Mia: Ja, das die Person gesehen wird und das sie weiß, okay, wenn was ist, dann kann ich mich bei der Person melden.

Hannah: Ja zum Beispiel, wenn ich jetzt zu dir sagen würde, „Hey, ich habe gesehen das du damit ein bisschen Probleme hast irgendwie. Kann ich dich dabei irgendwie unterstützten?“

Mia: Ja oder ey ich weiß ja noch genau als es mir nicht so gut ging und du bei mir warst, du hast meine komplette Küche aufgeräumt.

Hannah: Ja, weil ich weiß, dass du das nicht gut kannst.

Mia: Eben.

Hannah: Beziehungsweise nicht magst. Ich erinnere mich.

Mia: Du hast das Regal auch so ein bisschen sortiert, so ein bisschen neu sortiert, neu strukturiert.

Hannah: Ja und das hat mir auch überhaupt nichts gemacht.

Mia: Genau!

Hannah: Ich habe das total gerne gemacht, weil erstens, ich mag es. Ich mag aufräumen. Ich habe da nicht so große Probleme mit und ich wusste das ich dir damit einen Gefallen tue und das es dir dann damit besser geht.

Mia: Genau, genau.

Hannah: Ich würde dich bitten jetzt mal deinen Fakt zu erzählen, weil du hast mich schon so ein bisschen neugierig gemacht, muss ich sagen.

Mia: Ja, ich habe Hannah nämlich ein Foto geschickt, wie ich hier vor meinem PC saß, als ich auf die Zahlen gestoßen bin. Also normalerweise suchen wir ja einen Fakt raus der ein bisschen zur Folge passt. Ich habe jetzt eher was Allgemeines beziehungsweise was Erschreckendes zum Thema Suizid rausgesucht.

Hannah: Ja, dann hau raus.

Mia: Okay. Also 2015, ich weiß, das ist jetzt schon ein bisschen her. Im Jahr 2015 starben mehr Menschen durch Suizid als an Drogen, Verkehrsunfälle und HIV zusammen.

Hannah: Oh. In Deutschland?

Mia: In Deutschland. Meine Quelle ist Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik 2015. So und jetzt habe ich auch noch einmal die genauen Zahlen, Suizid 10.080 Menschen, einfach unfassbar viel. Drogen 1.126, Verkehrsunfälle 3.578 Menschen und HIV 371 Menschen. Die Mehrheit der Suizide erfolgte mit dem Hintergrund einer unzureichend behandelten Depression.

Hannah: Oh, scheiße.

Mia: Ja, man und 2019 starben 9041 Menschen an Suizid. Wenn man das mal auf den Tag runterrechnet sind das über 25 Menschen pro Tag.

Hannah: Schrecklich traurig.

Mia: Ja, es ist… Boah, es tut mir einfach so leid, wirklich. Also es schmerzt mir wirklich im Herzen so was zu sehen und so was zu lesen. Weiß ich nicht, das ist auch nochmal so ein Ansporn für mich den Podcast zu führen.

Hannah: Absolut.

Mia: Einfach um Aufklärung zu schaffen, sodass man vielleicht auch seine Mitmenschen wahrnimmt.

Hannah: Man sieht diese Krankheit vielleicht nicht immer, aber sie ist da und ich finde, das muss man sich immer und immer und immer wieder vor Augen halten. Damit einfach solche Zahlen nicht steigen.

Mia: Ja. Es ist einfach erschreckend und es tut mich einfach unfassbar leid, dass einige Menschen oder nicht nur einige, sehr viele Menschen, den einzigen Ausweg im Suizid sehen. Es gibt immer einen Ausweg und ich mein, einen anderen Ausweg als Suizid, auf jeden Fall. Man muss es nicht alleine durchstehen, egal wo man durchgeht.

Hannah: Genau, man ist nie alleine und es gibt immer jemanden, das hatten wir ja gerade auch schon gesagt. Falls ihr so fühlt oder falls ihr so wie wir gerade besprochen haben, Probleme im Alltag habt, dann redet auf jeden Fall mit Freunden oder Familie. Ihr könnt zu eurem Arzt gehen, da ist das ja auch nochmal sehr distanziert. Die kennen euch vielleicht noch nicht so.

Genau was ich noch rausgesucht habe: Die Caritas. Da findet ihr auch nochmal Hilfe oder Tipps was ihr machen könnt, wenn ihr euch überfordert fühlt oder wenn ihr keinen Ausweg mehr seht. Sich jemandem anzuvertrauen ist schonmal ein guter und mutiger Schritt.

Mia: Genau. Nach Hilfe zu fragen ist absolut stark. Also scheut euch da nicht.

Hannah: Scheut euch auf gar keinen Fall, sondern let’s go. Lasst uns das alle zusammen durchstehen und…

Mia: Knallgas.

Hannah: Genau. Es werden wunderbare Zeiten auf uns warten.

Mia: Mega, Mega. Gut, dann verabschiede ich mich für heute.

Hannah: Ja, ich mich auch, muss ich ja.

Mia: Du kannst auch gerne noch eine Stunde den Podcast alleine weiterführen. (Gelächter)

Hannah: Gerne. Nein, quatsch.

Mia: Genau, bei Fragen und Anregungen wie gesagt, könnt ihr uns gerne per Mail kontaktieren oder über Instagram. Ihr könnt gerne unter einem Foto kommentieren, falls ihr noch Tipps habe, die euch einfallen oder uns natürlich auch gerne privat schreiben. Da würden wir uns sehr, sehr drüber freuen.

Hannah: Sehr gerne.

Mia: Uns findet ihr auf Instagram unter @mindmepodcast und unsere E-Mail-Adresse findet ihr auch nochmal in der Folgenbeschreibung.

Hannah: Alles klar. Super. Dann war es das für heute.

Mia: Genau.

Hannah: Und wir hören uns in zwei Wochen.

Mia: Genau, bis in zwei Wochen. Ciao.

Hannah: Ciao.

* Transkribiert durch eine ganz liebe Zuhörerin! 💚

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